Unverzichtbares Stützgewebe und Stoßdämpfer
Knorpel: Aufbau & Anatomie
Chondrozyten, Chondron, hyaliner, elastischer und Faserknorpel – alles Wissenswerte rund um den Aufbau von menschlichem Knorpel verraten Ihnen hier die Spezialisten vom Knorpelzentrum Wien.
Woraus besteht der Knorpel?
Knorpel (lateinisch Cartilago) ist ein glattes, gefäßloses Gewebe, das an vielen Stellen unseres Körpers vorkommt. Zum Beispiel an den Gelenken, an den Bandscheiben oder Menisken im Kniegelenk. Je nach Anforderung ist das Knorpelgewebe unterschiedlich zusammengesetzt.
Der Knorpel bildet ein festes, druckstabiles Stützgewebe, das aus Knorpelzellen und aus Interzellulärsubstanz besteht. Die Knorpelzellen (Chondrozyten) bilden Kollagenfasern, die miteinander vernetzt werden. Zwischen den Fasern kann viel Wasser gebunden werden, um Elastizität zu ermöglichen und vor Druckbelastung zu schützen. Dadurch ist es möglich, dass die Knorpel ihre stoßdämpfende Funktion ausüben.
Chemisch setzen sich Knorpel aus Eiweißen und Kohlenhydraten (Mucopolsacchariden) zusammen und haben eine gelartige Festigkeit. Je nach Knorpelart liegen zwei bis acht Knorpelzellen eng nebeneinander und werden von der Knorpelkapsel und dem Knorpelhof umgeben. Diese Einheit wird auch Chondron genannt.
Keine Blutgefäße und Nerven
Der Knorpel hat keine Blutgefäße, Lymphgefäße und Nerven. Das unterscheidet ihn von vielen anderen Geweben und hat auch großen Einfluss auf die Heilung von Knorpelschäden. Denn durch das Fehlen von Blutgefäßen wird er nicht mit Blut versorgt und Knorpeldefekte können daher nicht heilen.
Da sich im Knorpel auch keine Nerven befinden, entstehen die bei Knorpelschäden auftretenden Schmerzen nicht direkt im Knorpelgewebe. Sie kommen vielmehr vom darunterliegenden Knochen und der Gelenkskapsel, die reich an Nervenfasern sind. Darum bemerken Patienten am Beginn eines Knorpelschadens oft noch keine Veränderungen, sondern spüren das Problem erst, wenn Knochen und Gelenkkapsel angegriffen sind.
Das Wachstum des Knorpels erfolgt von außen durch das Perichondrium. Darunter versteht man die Knorpelhaut, den bindegewebigen Überzug des Knorpels. Von außen werden neue Zellen gebildet, die dann in das Knorpelgewebe einwandern.
Es gibt drei verschiedene Arten von Knorpelgewebe:
Hyaliner Knorpel
Der hyaline Knorpel ist transparent und schimmert bläulich-weiß wie Milchglas. Außerdem zeichnet er sich durch hohe Elastizität und Druckfestigkeit aus. Der menschliche Gelenkknorpel ist etwa hyaliner Knorpel. Dort wirkt er an den Gelenkenden wie ein Polster, das Stöße abfängt. Durch die Glätte der Knorpeloberfläche ermöglicht der Knorpel ein reibungsarmes Gegeneinanderbewegen der Gelenkkörper.
Der hyaline Knorpel ist die am häufigsten vorkommende Form des Knorpelgewebes. Er kommt vor in:
- Gelenken
- Rippen
- Nase
- Kehlkopf
- Luftröhre
- Bronchien
Elastischer Knorpel
Der elastische Knorpel enthält zusätzlich zu den Substanzen des hyalinen Knorpels elastische Fasernetze. Sie geben ihm sein charakteristisches gelbes Aussehen.
Einer der wichtigsten elastischen Knorpel ist der Ohrknorpel. Aber er kommt wesentlich seltener vor, als die hyaline Knorpelform. Zu finden ist er bei:
- Ohrmuschel
- äußerem Gehörgang
- Ohrtrompete
- einigen Kehlkopfknorpeln
Faserknorpel
Der Faserknorpel hat einen hohen Bestandteil an kollagenen, miteinander verflochtenen Faserbündeln, die ihn stabil und gleichzeitig elastisch machen. Unter anderem bestehen die Bandscheiben zwischen den Wirbeln aus Faserknorpel. Jede von ihnen bildet einen Faserring mit einem gallertartigen Kern, der Stöße und Erschütterungen abfängt.
Auch Knochen und Bänder sind durch Faserknorpel fest miteinander verbunden. Die Chondrone sind dabei sehr klein und arm an Zellen. Zudem ist der Faserknorpel der widerstandsfähigste Knorpel. Er kommt vor bei:
- Gelenkscheiben
- Zwischenwirbelscheiben
- Schambeinfuge