Langsam fortschreitende Zerstörung des Gelenkknorpels
Degenerativer Knorpelschaden und Arthrose
Bei degenerativen Knorpelschäden und Arthrose handelt es sich um eine langsam aber stetig fortschreitende Knorpelabnutzung, die eine Systemerkrankung des gesamten Gelenkes ist. Davon sind meistens Kniegelenke, Hüfte, Sprunggelenke, Handgelenke und Fingergelenke betroffen.
Arthrose ist fortschreitende Knorpelabnutzung
Die Gelenke sind die Scharniere und Stoßdämpfer unseres Körpers. Sie ermöglichen Bewegungen, dämpfen und verteilen Druckstöße sowie Zug- und Scherkräfte. Als bewegliche Verbindungsstellen an den Knochenenden bestehen sie aus verschiedenen Strukturen: Gelenkhöhle und -spalt umgeben von der Gelenkkapsel und gefüllt mit Gelenkflüssigkeit (Synovia) sowie der Gelenkknorpel. Dieser Knorpel besteht zu 95 % aus Knorpelmatrix und zu 5 % aus Knorpelzellen – den sogenannten Chondrozyten. Diese Chondrozyten sind für den Auf- und Abbau der Knorpelmatrix zuständig. Der Knorpel überzieht die Knochenenden und ist gemeinsam mit der Gelenkflüssigkeit dafür verantwortlich, Knochenabreibungen zu verhindern.
Man spricht von Arthrose, wenn es im Gelenk zu einer degenerativen Zerstörung des Knorpels und damit einhergehenden Knochenveränderungen kommt. Diese Veränderungen können starke Beschwerden und Schmerzen auslösen. Mit Millionen von Betroffenen zählt die Arthrose zu einer der Volkskrankheiten. Ab dem 35. Lebensjahr weist jeder Zweite Arthrose-Erscheinungen im Anfangsstadium auf. Ab dem 60. Lebensjahr ist jede zweite Frau und ein Drittel der Männer von Arthrose betroffen.
Im Gegensatz zur Arthritis ist eine Arthrose keine primär entzündliche Erkrankung. Diese Form wird als „stumme“ also latente Arthrose bezeichnet. Dennoch kann im fortschreitenden Krankheitsverlauf abgeriebenes Knorpelmaterial Entzündungen mit Schwellungen und Schmerzen auslösen. Diese Form wird dann als aktivierte Arthrose bezeichnet.
Entstehung von Arthrose
Arthrose entsteht vor allem durch eine altersbedingte Abnutzung der Gelenke. Dieser degenerative Prozess kann jedoch auch durch andere Faktoren ausgelöst werden und somit auch schon in jüngerem Alter Probleme bereiten. Dabei kommt es zu einem Ungleichgewicht des Knorpelstoffwechsels, in dessen Folge mehr Knorpel ab- als aufgebaut wird. Das führt zu irreversiblen Schäden des Knorpelgewebes.
Die Erkrankung äußert sich also durch eine Rückbildung des Knorpels im Gelenk. In einem gesunden Knorpel werden die einzelnen Knorpelbestandteile permanent erneuert. Dieser Vorgang kann durch die kaputten Knorpelzellen nicht mehr geleistet werden, wodurch der Knorpel seine Elastizität und Beständigkeit einbüßt. Kommt es weiterhin zu Belastungen auf das betroffene Gelenk, wird der Knorpelbelag abgenutzt und Knochengewebe gebildet. Dies führt zu einer anatomischen und irreparablen Veränderung des Gelenks.
Durch die fortwährende Abnutzung entstehen Undichtigkeiten, da der Knorpel nicht mehr als natürliche Barriere dient und so kann Gelenkflüssigkeit in den Knochen gelangen. In dem Gelenk kommt es zu einer Ansammlung von Stoffwechselprodukten und Zellresten, die leicht zu Entzündungen führen können. So wird aus dem Knorpelschaden sukzessive eine (aktivierte) Arthrose.
Ursachen für Arthrose
Von Arthrose betroffen sind in der Regel vor allem Menschen, die über 50 Jahre alt sind. Neben dem Alter gibt es jedoch noch eine ganze Reihe anderer Faktoren, die eine Entstehung der Krankheit begünstigen können.
Typische Ursachen sind:
- berufliche oder sportliche Überbelastung der Gelenke
- Überbelastung durch Übergewicht
- Meniskus- oder Bänderverletzung
- Knorpelschäden durch Knochenbrüche oder Gelenkentzündungen
- angeborene oder erworbene Gelenkfehlstellungen
- angeborene Knorpelfehlfunktionen
Geschieht der Gelenkverschleiß ohne erkennbaren Grund, spricht man von einer „Primären Arthrose“. Spielen ein oder mehrere klar benennbare Risikofaktoren eine Rolle, handelt es sich um eine „Sekundäre Arthrose“.
Symptome
Die Symptome einer Arthrose treten oft erst mehrere Jahre nach Krankheitsbeginn auf. Normalerweise beschränken sich diese auf den betroffenen Gelenkbereich. Zu den anfänglichen Anzeichen gehören Gelenkschmerzen, Steifheitsgefühl und eine eingeschränkte Beweglichkeit sowie Belastungs- und Anlaufschmerzen. Gerade der Belastungsschmerz kann als erstes Anzeichen verstanden werden. Dieser tritt nach Belastungssituationen, beispielsweise nach dem Spielen von Fußball oder Tennis, auf und verstärkt sich im Laufe der Zeit. Ist die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass ein permanenter Bewegungsschmerz vorliegt, sind Hobbies oder alltägliche Aktivitäten kaum noch möglich. Auch können durch das Wegfallen des Knorpels Knack- und Raspelgeräusche in dem Gelenk auftreten, die sich zusätzlich oftmals unangenehm für die betroffene Person anfühlen.
Hat sich der Bereich entzündet, beispielsweise durch eine andauernde Überbelastung, kommt es außerdem zu Schwellungen. Bei den Fingergelenken entstehen harte Verdickungen oder es bilden sich Knoten. In einem späteren Krankheitsverlauf schmerzen die Gelenke auch schon bei leichten Bewegungen oder im Ruhezustand.
Ebenfalls gilt es zu beachten, dass sich die Wahrnehmung der Schmerzen individuell unterscheidet und auch der betroffene Bereich ausschlaggebend für das Empfinden der Beschwerden ist.
Nichtsdestotrotz schränkt eine Arthrose die Lebensqualität in der Regel massiv ein und Ziel jeder Behandlung sollte die Erhaltung ebendieser sein.
Die Stadien der Erkrankung
Die Arthrose ist keine plötzlich auftretende Erkrankung, sondern entsteht meist schleichend über mehrere Jahre hinweg. Ihr progredienter (fortschreitender) Verlauf lässt sich in vier unterschiedliche Stadien einteilen:
Grad I
Der Gelenkknorpel zeigt noch keine sichtbaren Auffälligkeiten. Die Gelenkflüssigkeit wird dünner und der Knorpel verliert an Elastizität. Das Gelenk ist nicht mehr vor jeder Belastung geschützt.
Grad II
Der Knorpel erweicht an der Oberfläche und ist bereits leicht aufgefasert. Das Gelenk wird zunehmend schlechter geschmiert und der Druck wird schlechter verteilt. Die dünnere Gelenkflüssigkeit federt Stöße und Belastungen immer schlechter ab. Die Gelenkinnenhaut wird gereizt und die ersten Beschwerden treten auf.
Grad III
Die Knorpeloberfläche weist bereits bis zum Knochen reichende Risse oder Krater sowie eine immer stärkere Auffaserung auf. Der Gelenkknochen liegt stellenweise frei und ist Belastungen sowie Bewegungen ungeschützt ausgesetzt. Der Schmerz nimmt deutlich zu.
Grad IV
In diesem Stadium liegen schwerwiegende Knorpelschäden vor. Die gesamte Knorpelschicht ist nahezu abgebaut. Der Knochen ist an vielen Stellen nicht mehr von Knorpel bedeckt, sodass der Gelenkspalt immer enger wird und die Knochen direkt aufeinander reiben. In diesen Fällen ist eine Gelenkersatz-Operation normalerweise die letzte Option.
Diagnose
Die Arthrose entwickelt sich – anders als viele andere Krankheiten – nicht plötzlich, sondern schleichend. Da die ersten Beschwerden oft erst einige Monate oder Jahre nach Krankheitsbeginn auftreten, wird sie meist erst relativ spät diagnostiziert. Klagt ein Betroffener über Schmerzen in einem Gelenk, erfassen wir in einem ersten Schritt in der Regel die medizinische Vorgeschichte – die sogenannte Anamnese. Dabei geht es um aktuelle Erkrankungen, wie beispielsweise Diabetes, Knochenbrüche, Unfälle und andere relevante Verletzungen.
Im Anschluss werden die Beweglichkeit der Gelenke und das Gangbild im Rahmen einer orthopädischen Untersuchung geprüft. Auch werden oftmals das betroffene Gelenk selbst, die Muskulatur, der Gelenkspalt und anliegende Bänder und Sehnen durch Abtasten überprüft. Diese körperliche Untersuchung gibt uns die Möglichkeit, weitere Erkrankungen auszuschließen und die Diagnose einer Arthrose weiter zu verfolgen.
Besteht ein Verdacht auf Arthrose können wir diesen mit bildgebenden Verfahren bestätigen oder entkräften und gleichzeitig den Schweregrad feststellen. Durch das Röntgen des betroffenen Gelenks lassen sich klassische Merkmale, wie die Verschmälerung des Gelenkspaltes und die Knochendichte, abbilden. Weiterführende Untersuchungen sind Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT).
Zusätzlich können auch Labortests veranlasst werden, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden auszuschließen. Dazu wird der betroffenen Person Blut abgenommen und die Blutwerte werden beispielsweise auf die Harnsäurewerte überprüft. Zu den auszuschließenden Erkrankungen gehören etwa rheumatoide Arthritis oder Gicht.
Um in einem ersten Schritt schnell und unkompliziert mehr über Ihr persönliches Arthrose-Risiko zu erfahren, stellt Ihnen das Knorpelzentrum Wien den Online Arthrose-Check zur Verfügung.
Welche Gelenke sind von Arthrose betroffen?
Im Laufe des Lebens sind besonders die großen Gelenke chronischen Belastungen ausgesetzt und nutzen mit der Zeit ab. Zu diesen großen Gelenken zählen Schulter-, Ellbogen-, Hand-, Hüft-, Knie- und Sprunggelenk. Da unsere Bevölkerung zunehmend älter wird, nimmt auch die Häufigkeit von Arthrose enorm zu. Auftreten kann Arthrose in jedem Gelenk.
Die häufigste Form der Arthrose ist die des Knie- und Hüftgelenks. Generell sind häufiger die Gelenke der Beine betroffen, da diese vom Körpergewicht belastet werden.
Nachfolgend werden verschiedene Formen der Arthrose genauer betrachtet.
Kniegelenksarthrose (Gonarthrose)
Eine arthrotische Erkrankung des Kniegelenks wird als Gonarthrose bezeichnet. Das Kniegelenk kann in zwei Gelenkabschnitte unterteilt werden. Der erste Abschnitt ist das Femoropatellargelenk (Kniescheibengelenk). Ist dieses Kniescheibengelenk von einem Knorpelverschleiß betroffen, wird von einer Retropatellararthrose gesprochen. Der zweite Abschnitt ist das Femorotibialgelenk.
Die Diagnose bei Gonarthrose kann über verschiedene Verfahren wie etwa eine Magnetresonanzuntersuchung erfolgen. Auch die Therapie der Kniegelenksarthrose kann dann über verschiedene Wege verlaufen, die mit den behandelnden Spezialisten abgestimmt werden sollten.
Hüftgelenksarthrose (Koxarthrose)
Ist das Hüftgelenk von einer Arthrose betroffen, wird von einer sogenannten Koxarthrose gesprochen. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort „coxa“ ab, welches Hüfte bedeutet. Beim Hüftgelenk können verschiedene (Vor-)Verletzungen oder (Vor-)Erkrankungen zu einer Arthrose führen. Allerdings kann in vielen Fällen keine genaue Ursache gefunden werden.
Die Charakteristika einer Hüftgelenksarthrose sind Belastungsschmerzen und Bewegungseinbußen direkt im Gelenk, welche sich auf den gesamten Hüft- und Leistenbereich erstrecken können. Eine Koxarthrose wird in der Regel mit Hilfe einer Röntgenaufnahme diagnostiziert. Die genauen Behandlungsmöglichkeiten legt der Spezialist in Abhängigkeit von der Schwere der Veränderungen fest.
Sprunggelenksarthrose
Von einer Sprunggelenksarthrose wird gesprochen, wenn das Sprunggelenk verschlissen ist. Oftmals sind konkrete Auslöser wie Unfälle ursächlich für eine Sprunggelenksarthrose. Gerade junge Menschen leiden häufig an dieser arthrotischen Erkrankung. Begleitet wird die Arthrose im Sprunggelenk von einem sogenannten Anlaufschmerz. Das bedeutet, dass die betroffene Person erst gegen den Schmerz anlaufen muss und sich das Gelenk „eingerostet“ und steif anfühlt. Auch werden im Krankheitsverlauf das Gehen und Stoßbelastungen, beispielsweise durch Joggen, unmöglich, da die Schmerzen immer stärker werden. Ausgelöst wird die Sprunggelenksarthrose durch vorherige Verletzungen, Durchblutungsstörungen, Fehlstellungen oder Stoffwechselstörungen.
Für die Diagnose nutzen wir Röntgenuntersuchungen und Magnetresonanztomografie. Eine Therapie orientiert sich an dem jeweiligen Ausprägungsgrad der Arthrose und wird durch den behandelnden Arzt festgelegt.
Schultergelenksarthrose (Omarthrose)
Eine Arthrose in der Schulter wird als Omarthrose bezeichnet. Diese Art der Arthrose beschreibt den Verschleiß des Gelenks zwischen Oberarmkopf und Schulterblatt. Durch den schleichenden Verlauf einer Omarthrose nehmen Betroffene diese oftmals erst wahr, wenn Schmerzen und Bewegungseinschränkungen eintreten. Eine Omarthrose kann durch Über- und Fehlbelastungen, Vorerkrankungen und erbliche Faktoren ausgelöst werden. Die Schultergelenksarthrose wird ebenfalls durch bildgebende Diagnostik festgestellt. Eine Therapie kann von Physiotherapie über Medikamente bis hin zu operativen Verfahren reichen. Die Therapieentscheidungen werden individuell je nach Krankheitsausprägung getroffen.
Fingermittelgelenksarthrose (Bouchard-Arthrose)
Die Bouchard-Arthrose ist eine Arthrose Art, die sehr häufig auftritt. Gerade ältere Menschen leiden an dieser Form. Dabei sind die Fingermittelgelenke betroffen und es kommt zu Schwellungen, die den Heberden-Knoten ähneln. Eine Therapie ist oftmals nicht notwendig, da eine Fingermittelgelenksarthrose häufig ohne Komplikationen verläuft. Nichtsdestotrotz stehen dem behandelnden Arzt verschiedene Behandlungswege offen, falls es zu Beschwerden kommen sollte.
Fingerendgelenksarthrose (Heberden-Arthrose)
Mit Heberden-Arthrose wird eine Arthrose in den Fingerendgelenken bezeichnet. Benannt wurde diese Form der Arthrose nach dem Londoner Arzt William Heberden. Das Besondere an einer Heberden-Arthrose ist, dass sich charakteristische Knötchen an den Fingerendgelenken bilden. Die Knötchen werden auch Heberden-Knoten genannt. Diese Arthroseform tritt zehnmal häufiger bei Frauen auf als bei Männern. Die Schmerzen treten schubweise auf und können extrem stark sein. Eine Diagnose wird durch das bloße Anschauen der Hände durch den Arzt gestellt. Im Zweifelsfall werden zusätzlich noch Röntgenaufnahmen angefertigt. Die Bandbreite der Behandlung reicht von Medikamenten bis hin zu speziellen Operationsverfahren.
Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose)
Die Rhizarthrose beschreibt eine Arthrose, die im Daumensattelgelenk zu verorten ist. Das Daumensattelgelenk verbindet das große Vieleckbein und den ersten Mittelhandknochen. Auslöser für eine Daumensattelgelenkarthrose ist häufig eine Überbeanspruchung, beispielsweise durch eine körperlich belastende, berufliche Tätigkeit des Gelenks. Dies ist auch der Grund dafür, dass eine Arthrose im Daumensattelgelenk oftmals gleichzeitig in beiden Händen auftritt. Eine genaue Diagnose einer Rhizarthrose ist wichtig, da diese häufig mit anderen Erkrankungen, beispielsweise Arthritis oder Gicht, verwechselt wird. Somit sollte diese im besten Fall durch einen Orthopäden erfolgen, welcher auch die passenden Behandlungsschritte festlegt.